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Der alte Dreschschuppen in Eversen

Die um 1880 -am jetzigen Standort des Dorfgemeinschaftshauses- erbaute Scheune gehörte bis zur Gebietsreform 1970 der Everser Dreschgemeinschaft. Die Scheune war ursprünglich ein reiner Holzstützenbau. Erst zu einem späteren Zeitpunkt wurden die beiden Außenwände zur West- und Ostseite aus Stein gemauert. Der Treckerschoppen auf der hinteren Ostseite entstand in den 40er Jahren, als von der Dreschgemeinschaft ein selbstfahrender Trecker angeschafft wurde.

In und um die Dreschscheune spielte sich insbesondere in den Sommermonaten, während der Getreideernte, ein wesentlicher Teil des Dorflebens ab. Die “Kleinbauern” aus Eversen ließen in der Scheune im Sommer das auf den Feldern geerntete Getreide dreschen.

Das Getreide wurde direkt vom Feld zur Dreschmaschine gefahren. Von der Nutzung der Scheune entstand sicher auch der bis heute erhaltene Name für die Scheune “Dreschschuppen” bzw. “Dreschscheune”.

Der Begriff  “Kleinbauern”  oder  “Öskers”  ist heute nicht mehr geläufig. Bis zum Anfang der 70er Jahre hatte fast jede Familie ein kleines Landstück. Die meist gepachteten Flächen z. B. im Holz (hinter dem jetzigen Dorfgemeinschaftshaus bis zum Handweiser) waren häufig nur weniger als eine Morge groß. Auf dem Land wurde neben Kartoffeln insbesondere Mängelkorn (Weizen+Roggen) angebaut. Dieses wurde zumindest teilweise sofort nach dem Dreschen zur Mühle nach Nieheim oder Steinheim gebracht. In der Mühle wurde das Getreide zu Mehl gemahlen und gelangte bei Bedarf direkt zum Bäcker. Die Abrechnung des Brotes erfolgte über Gutscheine, die unter Berücksichtigung der beigestellten Mehlmenge beim Bäcker gekauft wurden.

Bei den größeren Landwirten, wurde das Getreide zunächst in der Scheune oder auf dem Boden gelagert. Im Winter wurde die Dreschmaschine dann von Haus zu Haus transportiert, um das Getreide zu dreschen.

Wie auf den Bildern von der Dreschscheune zu erkennen ist, waren auf zwei Seiten der Scheune je drei große Tore angebracht. Beim Dreschen stand die Dreschmaschine in der Mitte. Auf der linken Seite (von vorn gesehen) wurden die Getreidewagen an die Maschine gefahren, auf der rechten Seite wurde die Kawe entfernt. Rechts neben der Scheune entstand durch das Auftürmen der Kawe ein großer Berg. Mit der Kawe wurden im Winter die Runkel- (Rüben) dimmen in der Feldmark abgedeckt. Kunststoffplanen, wie sie heute genutzt werden, gab es für diese Zwecke noch nicht.

Bis 1960 war der Dreschschuppen nicht nur für die Bauern und Ösker von Bedeutung. Nachweislich fanden bis 1949 mehrere Schützenfeste in der Scheune selbst oder in einem Festzelt, welches hinter der Scheune aufgestellt wurde, statt. Einige Schützenfestbilder sowie weitere Einzelheiten dazu sind in der Festschrift der Schützenbruderschaft (250 Jahre Schützenwesen in Eversen) enthalten.

 

Alter Dreschschuppen

Auf der linken Seite neben dem Dreschschoppen wurde ein kleines Sägewerk von der Familie Rasche betrieben. Hier entstanden Dachstühle und andere Holzkonstruktionen. Holzbretter, Balken und Latten wurden mit einer großen Kreissäge aus Baumstämmen gesägt. Die großen Stämme und Hölzer wurden vor und hinter der Säge mit Lohren, welche auf Schienen liefen, transportiert.

Anfang der 60er Jahre änderte sich die Situation an der Dreschscheune fast schlagartig. Die ersten Mähdrescher kamen auf, gleichzeitig überließen mehr und mehr Kleinbauern Ihre Ackerflächen den größeren Landwirten/Bauern.

Die Dreschmaschine wurde schließlich 1970 außer Betrieb genommen und verkauft.

Schützenfeste wurden inzwischen im Zelt unter den Eichen gefeiert und auch das Sägewerk wurde aufgelöst.

Der Dreschschuppen wurde schließlich an einen Landwirt verpachtet. Fast hätte die Scheune ein plötzliches Ende gefunden, denn 1985 brannte es in der linken Scheunenhälfte. Dank des schnellen Eingreifens der Everser Feuerwehr wurde “größerer Schaden” verhindert.

Mit der Gebietsreform 1970 ging das Grundstück, auf dem die Dreschscheune stand, von der Everser Dreschgenossenschaft in den Besitz der Stadt Nieheim über. Die Erhaltung der Scheune durch die Stadt Nieheim war mehrfach Gesprächsthema im Everser Ortsausschuß. Letztendlich konnte ein stetiger Verfall nicht verhindert werden.

Mit dem Bau des Dorfgemeinschaftshauses kam dann am 20.März 1993 das Ende für den Dreschschuppen. In nur einem Tag wurde die Scheune abgerissen. Auf den Folgeseiten sind einige Bilder vom Abriß der Scheune abgebildet.

Mit dieser kurzen Beschreibung und den heute historischen Bildern soll dieser schon seit Jahrzehnten wichtige Treffpunkt des Ortes Eversen in Erinnerung gehalten werden.

 

Der Bau des Dorfgemeinschaftshauses Eversen

Nach Gründung des Fördervereines Dorfgemeinschaftshaus Eversen e.V. im März 1992, begann der Vorstand mit der Bauplanung und der Auswahl des Standortes für das Dorfgemeinschaftshaus.

Darüberhinaus galt es, Anträge zur Bereitstellung des Baugrundstückes und zur Unterstützung des Bauvorhabens bei der Stadt Nieheim und anderen Behörden/Vereinen/Einrichtungen zu stellen.

Die ersten Baupläne wurden im August 1992 von dem Architekten des Hauses, Herrn Robert Krekeler aus Steinheim, erstellt. Den Everser Bürgern wurden diese in einer Bürgerversammlung am 26.September 1992 vorgestellt. Eine weitere Präsentation der Bauplanung durch den Vorsitzenden des Fördervereines Anton Freitag gab es im Oktober 1992 auf dem Seniorennachmittag in der Schule.

In den folgenden Monaten wurde auch in den Generalversammlungen der am Förderverein beteiligten Vereine über die Bauplanung und eine finanzielle Beteiligung der Vereine am Bauvorhaben diskutiert und beschlossen.

Die Ergebnisse aus den Diskussionen über das Bauvorhaben führten im Januar 93 zu einer Überarbeitung der Bauplanung.

Aufgrund günstigen Wetterlage im Monat März 1993, wurde in einer Vorstandsversammlung am 12. März 93 beschlossen, baldmöglichst mit dem Abriss der Dreschscheune und dem Bau des Dorfgemeinschaftshauses zu beginnen.

Am 20.März 1993 wurde die alte Dreschscheune abgerissen. Nur ein Tag dauerte der Abriss und bereits in der darauffolgenden Woche galt es, die noch brauchbaren Backsteine für den Aufbau des Hauses aufzuarbeiten.

In den folgenden Wochen wurden die Fundamente ausgehoben, betoniert, Abflußrohre gelegt und die Grundfläche aufgefüllt.

Am 30. April 93 konnte bereits die Sohle gegossen werden. Dank der guten Koordination der Poliere aus den verschiedenen Bausparten, liefen in der weiteren Zeit viele Bautätigkeiten parallel.

Während die Maurerarbeiten an der Baustelle weitergeführt wurden, zimmerten Zimmerleute und Tischler die Binderkonstruktion bei der Fa. Suckfüll in Nieheim.

Besonders aktiv waren in diesen Wochen viele Rentner, die neben den Aufräumungsarbeiten für ein zügiges Voranschreiten der Maurerarbeiten sorgten. Unterstützung erhielten Sie dabei von einigen Landwirten des Ortes.

Auch bei den weiteren Bauarbeiten waren fleißige Rentner einer der wichtigsten Eckpfeiler für den Baufortschritt.

Ein besonderer Tag war der 03.Juli 93. Dank der guten Vorarbeit der Dachdecker an den Wochentagen, konnte das gesamte Dach an diesem Tag in nur 5 Stunden fertig eingedeckt werden. Dabei arbeiteten zwei Kolonnen mit je 2 Dachdeckern und ca. 20 Helfern.

Abends gab es dann für alle Helfer der Baustelle die verdiente Verschnaufpause, es wurde Richtfest gefeiert.

Wer nach diesem ersten wichtigen Bauabschnitt nun eine Pause erwartet hatte, wurde vom großartigen Einsatz einiger Fachleute überrascht. Unter Federführung der insgesamt auch fleißigsten Maurer, wurde in nur drei Wochen der gesamte Bau mit fast 20.000 Steinen geklinkert. Die Maurer und Helfer setzten damit einen großen Teil Ihres Urlaubes für den Bau des Dorfgemeinschaftshauses ein.

Auch bei den weiteren Bautätigkeiten, wie Putzarbeiten, Elektroinstallation, Heizung- und Wasserinstallation, waren neben führenden Fachkräften viele Bauhelfer unterstützend tätig. Rechtzeitig vor der ersten Kälteperiode des Winters wurden am 16.10.93 die Fenster eingesetzt.

Die Einbringung des Estrichs in der Halle am 01.12.93 war eine der wenigen Arbeiten, die durch eine Baufirma ausgeführt wurde. Aber auch dabei waren Helfer aus dem Dorf zur Stelle, um Sand und Estrichzusätze in die Verarbeitungsmaschinen einzubringen.

Die Estricharbeiten in den Nebenräumen und im Thekenbereich wurden in Eigenleistung durchgeführt.

Ein Großteil der Heizungsanlage wurde im November installiert. Nach Abschluß einiger, weniger Schweißarbeiten im Heizungsraum durch eine Fachfirma, wurde am 24.12.93 die Heizung in Betrieb genommen. Damit waren die Voraussetzungen für eine stetige Weiterführung der Arbeiten geschaffen.

Die “freien Tage” zwischen Weihnachten und Neujahr waren von intensiver Bautätigkeit im Innenbereich geprägt. Die Vertäfelung der Halle, das Fliesen der Sanitärräume und Malerarbeiten standen auf der Aktionsliste.

Auch im neuen Jahr wurde weiter kontinuierlich am Bauwerk gearbeitet. Jetzt standen “Feinarbeiten” im Mittelpunkt. Die Bemalung der Wände mit verschiedenen Motiven und einer Ortsansicht von Eversen sowie die Verlegung der Bodenfliesen wurde ausgeführt.

Weiterhin wurden die Nebeneingangstüren eingesetzt und die Fundamente vor den Türen betoniert.

In den Wintermonaten brannte oft am Abend das Licht im Dorfgemeinschaftshaus. Nicht selten waren zu später Zeit Einzelpersonen am Werk, z.B. beim Fliesenlegen oder bei Malerarbeiten.

Die “Schlagkräftigkeit” der Fachleute und Helfer wurde nochmals bei der Verlegung des Parkettfußbodens in der großen Halle bewiesen. Ca. 45000 Holzklötze wurden an einem Wochenende 25. – 26.02.94 verlegt. Mehrere “Kolonnen” mit 2 bis 3 Helfern arbeiteten Hand in Hand hintereinander. Die Verlegearbeiten waren jedoch erst der Anfang der Bodenarbeiten.

Das Schleifen und Versiegeln des Bodens war mindestens gleich zeitintensiv. Und auch dabei wurde Teamarbeit bewiesen. Damit der Termin für das Trocknen der Bodenversiegelung und die noch ausstehenden Endarbeiten gehalten werden konnte, arbeiteten Holzfachleute und Helfer in den folgenden Wochen nicht nur am Wochenende, sondern auch fast jeden Abend. Mit der letzten Versiegelung des Holzfußbodens am 15.03.94 war wieder ein wichtiger Bauabschnitt abgeschlossen.

Nachdem sich der Winter einigermaßen verzogen hatte, wurde am 05.03.94 mit der Gestaltung der Außenanlagen begonnen. Trotz teilweise sehr schlechter Witterungsverhältnisse wurde an den folgenden Wochenenden kontinuierlich im Außenbereich gearbeitet. An den Wochenenden im März und April änderte sich somit auch das äußere Erscheinungsbild des Hauses wesentlich.

Am 17.02.94 legten die Vereinsvorstände den Termin für die Einweihung des Hauses fest. Bis dahin wurde natürlich noch fleißig geschafft. Die Installation der Lüftung und der Elektroeinrichtung war noch auszuführen.

Im Februar wurde auch bereits kräftig an der Innenausstattung gearbeitet. Die Theke, Garderoben und die Fußleisten wurden ebenfalls in Eigenleistung gefertigt.

Den Feinschliff erhielt das Dorfgemeinschaftshaus in der Reinigungswoche Anfang April. Dabei wurde von den Frauen des Dorfes kräftig Hand angelegt.

Mit großem Einsatz und Fleiß wurden so auch die letzten Arbeiten “termingerecht” beendet.

Am Ende dieser kurzen Beschreibung gilt es, die wichtigste Tätigkeit welche nicht an der Baustelle direkt durchgeführt wurde, zu würdigen. Dieses war die Vorbereitung und das Auftragen der Baustellenverpflegung. Es gab eine große Anzahl fleißiger Frauen des Dorfes, die für Verpflegung an der Baustelle sorgten.

Die Arbeit und die zeitweilige Anwesenheit des “Verpflegungsbataillons” war immer eine willkommene Abwechslung an der Baustelle.

Alle Bauhelfer bedanken sich an dieser Stelle für die Baustellenverpflegung und die Unterstützung der Frauen bei den Bauarbeiten.

(A. Freitag)

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